Poetologische Notiz
Raphael Urweider

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Zeit, in der wir leben, weniger lyrisch wäre als auch schon. Das Problem liegt in der Definition: Dadurch, dass die Lyrik gerade im deutschen Sprachraum sehr vieles ausschließt, marginalisiert sie sich selber. Ich habe ja über H.C. Artmann wirklich Lust bekommen, Lyrik zu schreiben, weil ich gemerkt habe: Man kann als Lyriker auch viel Blödsinn machen. Aber in der Lyrik gibt es diese Tendenz, zu definieren, was dazugehört und was nicht. Als Bob Dylan den Nobelpreis bekam, gab es gerade im deutschen Sprachraum einen riesigen Aufschrei. Aber wer hat eigentlich gesagt, dass Popmusik nicht auch Literatur sein könne?