Aus: Essays über Pflanzen
von Martina Hefter

Die Pflanzen sind draußen, um die Windräder herum, kommen nah ran, wenn man
im Zug sitzt, winken gierig,
Maisfeld Rapsfeld Maisfeld Rapsfeld Maisfeld,
Fenster in ein überhaupt nicht außergewöhnliches Paradies, guten Tag, Quality
Protein Maize. Felder aus Hybrid, es regnet, wird finster –
finster, das hättest du gesagt, ich hätte dunkel gesagt.
Du wächst woanders, isst Maischips.
Ich, die Maiskönigin, trag eine Maiskrone auf dem Haupt,
heb meine gelben Hände, send Windwellen über die Felder, im Wind fliegst du
mit, wie ich, windige, unzuverlässige Pollen.
In Wahrheit bin ich Vogelscheuche, bewach patentiertes Saatgut.
Krähen, als sie mich sehen, ziehen in schludrigen Bögen davon, wieso schreib ich
das auf?
Es wird dunkel draußen, man sieht irgendwann alles zum letzten Mal.
Über die Schwelle zur Pflanze, die ich immer sein wollte, bin ich etwas getreten.

(Aus »In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen«, kookbooks-Verlag, 2021.)