Inventare. Nach Rousseau.
Gregor Kunz

Im Wald der gesenkten Lider, mit Hundsaugen und Affen,
geschworenen Feinden der Schatten, gefällig, du weißt schon,
es ist aber wahr.

Und Blüten, Schlangen und Häuser gehen durchs Haus,
Gemüter, ein sehr leises Fluchen, mit Traglasten Briefträger, dreikantig, alt;
Postoffizianten stapeln Kissen auf Kissen zur Ruh in Ägypten der heiligen Sorgfalt,
Soldaten ruhen unter Zimmerpflanzen.

Und Tiger, gerufen von weit, Löwen aus den Museen, gemachte oder noch da,
Papierschnitte drehen in Kreisen gefräßig, füttern in Gattern den Schrecken anstatt.
Masten im Frühkrieg, Laternen, überall Schlote, knapp geht’s ins Weite, nicht weit.
Hungrige Menschen rollen auf Rädern, halten sich gut.

Und Wilde, nachtschwarz, sie blasen gefährliches Zeug durch die Nacht,
gelbe Töne, traumäugig blau dann, nicht heiter die Flöten, grünwärts mit Blicken,
immer von fern, die Puppen vom Fleck in ein spaltirres Starren.
Rettung, ihr Lieben, naht nur im letzten Moment.

Und Straßen, viel Geschientes, Bäume humpeln, machen Schritte am Stock,
stolz, sehr gerade durchs Unterholz, gründlich erzählt von den Anglern:
das wird der Fluss sein, der alles vergisst, taub, wenn wer fragt, wenig heiter.
Oben harren Aeroplane, fallen demnächst, reisen auf Karren.

Und Klebstoff, weiße Elefanten, Flöhe tiefblau im Polarlicht, Orangen,
oben fest im Laub und lose unten, bei den Bügelbrettern, Grasepitaphen;
vorher und nachher namenlos ruhn in Revolutionen, mit ihren Hühnern glorreich
Töchter und Söhne, nackte Enkel, schlafen Mondgesichter in eins und in Rechten.
Katzen noch in der Wahrheit, da sonst niemand weint.

Und Glauben, gebräunt vom November ist das der Himmel, in Durchblicken
Herbst und Journalsklatsch. Vögel in Trachten, nach der Ordnung gereiht im Profil,
sehen nur zu. Engel und Stubenmenschen, Republiken vielleicht, keiner kann fliegen.
Aber sie lernen, mit Besen und Inventaren, von früh an die Zahlen, an Löchern,
schwarz in Fabriken, von Tellern, kalkweiß, mit irgendwas drauf. Finde die Lösung.

Und Efeu, Sand in Haufen, Fahnen, Bäckersfrauen, Schneider, Eisenbahnen,
Malerkolonnen und Reigen, Signale am Strick, Fußballer, Mühlen und Hutnummern,
Regen und Kinder, Wolken aus Zinn, Straßenarbeiter und Stapel, Schubkarren, Hüter,
Schirmträger mit Schachteln und Metzger, Steinlichtzeichen, Vorstadtclowns,
Mauren auf Pferden, das Pfeifen und Artischocken, Fotografen, Meister des Grüns
und so weiter, rechtschaffen, das heißt …

Der Mahdi, der kommt noch, denn hier ist er nicht,
und auf den Zehen, in sich gekehrt, ziemlich gottlos, der gar nicht da ist.

Es ist aber wahr. Nach dem Schnee kommt die Wüste

 

[2021]