1
die kohlweißlinge liegen am boden, innen
erster vorschein von denken, ahnung
vom doppelcharakter der hitze, ihren
spiegelungen. wolkenband schneller flügel
verwandelt in spuren, frühe gedanken.
traumsturm, die wundermaschine des flugs
stottert, verliert an kraft, sie stürzen ab
bröckelig-feucht, von mondflüssigkeit oder tau
kohlweißlinge, putzstücke aus einer wand, die
verwehungen bilden, haufen zusammengekehrten
lichts (oder papiers, durchsichtig) –
flügel eines unvorsichtigen engels
dessen posaune rostet in der erde des craniums
der aufsteht um mitternacht, wehe
mit seinem wurmstichigen fledermausgesicht)
2
flüchtige bewegung – oder laub?
oder nur spiel von schatten und licht –
(kohlköpfe, grüne monde
hinter jedem eine winzige nacht)
dieser sah aus wie ein antikes gewand!
oder, er flog wie ein frühes modell von wright –
knarzte beinah – du versuchst, sie einzufangen
ihr wirbeln, in langer belichtung
das feld, früher flugschule, ist jetzt todeszone
die falter stranden. sind übersteuert, oder kämpfen
scheint es, mit der flüchtigkeit ihres eigenen bilds
keine derwische mehr, die um kohlköpfe tanzen
kein fliegendes kirchenfenster, nur skizzen
leicht in die luft geworfen – die astern der wiese
wölben sich vor wie kuhaugen
3
der eine kohlweißling, der es schafft über
das feld, wird meister der blumen, höre ich
idol, gottesfalter und großer clown
filtert mit seinen flügeln das licht
taumelt (wie in der aufführung eines uralten stücks)
hält die absprachen ein zwischen licht und staub
und zu allen astern gleichermaßen
distanz. die flügel fest wie hostien, kaum wahrnehmbar
und vollkommen, stirbt er nach drei tagen
weise und weiß, weiß und weise
auf einer transformierten wiese
deren vorschein er ebenso in sich trägt wie ich –
auf wiedersehen, großer kohlweißling.