Türme im Schacht. Wär ich ein Vogel
Gregor Kunz

Brotstunden, Wassertage, abgesetzt in Geigenton oder Holzkitt, Arbeit an Krücken.
Morgen gäbe es nicht, sagen sie, aber Gestern gabs auch nicht. Nur Horizonte,
gebogen wie Sonstwas, und wütende Gartenstühle, heulende Azaleen: Sie kommen.

Im kahlen Feld, mit Herbstfingern, klamm. Ziehen Waldkantenschatten und kahle Clowns,
durchscheinend, nicht mehr ganz da, ein Regenfresko an der Zirkus-Wand. Denk doch:
Da ginge noch was, da ginge was weiter. Querüber, unterm Mückenrauch.

Schwer bepackte Ehemalstiere, sie gehen, erregt, man weiß nicht von wem. Watte,
nur wenig blutig, ein Grasgerücht hängt im Gestrüpp. Es wehte das Dunkel von Hügeln,
man weiß nicht wohin. Wenn der Berg ruft, nach Schnee: Am Ende schweigen sie lange.

Stimmengestellte Kahlschläge, die Pendelschritte am Ort, Himmel und Erde am Ort,
barfuß am Ort; schlaf, Kindlein, schlaf. Mit dem Wald ist gut spaßen, doch nur
wenn du mitgehst, im Gleichschritt. Sonst überall singen die einsamen Irren.

Von der Nacht nur Gutes. Von der Nacht, die verliert, von der Nacht, die gewinnt.
Flüche im Dutzend, das Dreieck ragt in den heiseren Himmel, lotrecht Bilder hängen,
Schutt fällt. Pass auf, was du siehst, denn nur das sieht dich ganz. Wär ich ein Vogel.

In Matratzenlagern, schön staubig: Gott will es. Man siehts an den kreisfreien Stellen.
Wer weg ist, kommt auch nicht wieder. Was willst du werden, Kleiner? Barfuß reisender
Riese im Schneckengespann. Aus dem Hut eine Stimme, das listige Raten. Gut so.

Man müsse gestalten, dann rollen die Karren. Wer zahlt, zieht den Koch, lutscht
den Rest von den Gräten, zieht aus den Kellnern den Most. Nur wenige wagen sich vor,
aus den Diensten. Bellen nicht nur, sondern beißen. Sind müßig im Gegengrab.

Gegenklänge, verhaltener Jubel in Untertiteln, sehr trocken. Wenn es das Jahr war
der sehr schönen Pfeile, schwarz und weiß und ganz ohne Arg, war es das Jahr
der tiefroten Löcher, mit Tüchern verstopft. Noch ohne Gesicht, doch ist es gewesen.

Rostige Träger stützten das Meer, sonst aber niemand. Grün kommen Lichter, das Rot
kommt und bleibt. Gemeinwohlorientiert auf dem Mauersprung hocken Wunschaktivisten,
aktiv in der Reihe, an Seilen, beschwert. Wehen Beutel, die leer sind. Küss mich.

Danke der lüsternen Zunge, für nichts. Das wars, Towarisch, am Arsch: Gib acht. Bleib
mir vom Hals. Bös sind die Tage gewesen, in Knochen gelagert sind sies noch immer.
Einer und eine von hier. Was wäre der Tag ohne euch. Ich ist eine zornige Bande.

Glauben, alles mit allem, den Sack tragen treppauf. An Lichtwinden Torwächter stehen,
kerzengerade, nicht sehr gelehrig. Ich sollte mit dem Blitz reden, länger, aber das ging
nicht. Abwinken, bück dich, im Hirn rollt Kies. Hände grüßen durchs Haarfeld.

Jeder nur ein Kissen, jeder nur einen Stock. Ich wollte, es bliebe Nacht, Regenfinger,
der Kragen in Aufruhr, unterm Flügel der Kopf, verloren nicht ganz. Bestrafte Materie,
des Weltmörders härteste Nummer. Im Rinnstein qualmt ein Zigarettenrest.

[April–Mai 2021]