Das nächste Dorf
von Hans Thill

Das nächste Dorf reserviert für Apatschen. So arm sie sind, keiner kommt ohne einen Witz über die Brücke. Was sind die Beinchen der Zahlen? Sind sie lang wie die der Schrift? Kann man sie mit einem Lasso fangen, wie einen Dachs, dessen Rücken uns den Winter erklärt? Zählen ist wie den Atem eines Höhlentiers riechen. Farne und Schachtelhalme erstarken im Wind, es wird wärmer, ein neues Klima. Paulus an die Apatschen. Gernhardt bei Schmidt, wütend über den Zwischenapplaus. Alles Freunde meiner Jacke, die eben noch leer über einem Stuhlrücken hing. Jetzt ist der Kittel geflickt, die Birne geschält, das Wiesle gemäht. Ob Hose oder Stoff, mein innerer Feind sind die Leute, sind wir.

Das nächste Dorf eine Lichtung im Geflecht der Straßen. Wie es in den Wald ruft und ob noch Schnee liegt oder schon das tote Holz von gestern? Einer spricht mit Gestrüpp in der Nase, der nächste ist bartlos, ein Bartolomäus ohne Haut, ohne die Pferdedecke aus Iffezheim. Inzwischen ist Halbzeit im Wald, ein Mittwoch im Sabbatäischen Jahr. Inzwischen rundet sich alles um die Zunge, eine Kopfherde bricht ins Unterholz … Applaus, aber mit Handschuhen!

Das nächste Dorf: hier hängt man die Heiligen, solange sie noch am Leben sind. Man bringt ihnen das Ertrinken bei, bevor es das Meer tut. Hier heißt es Chili con Carne statt Silikon Valley, Bamberg statt Bombay, Bayreuth, ein Beirut für Feiglinge. Man spricht ein schwebendes Schwäbisch, reist von Krankfurt nach Siechburg, von dort geht es dann nach Fluchhafen usw.