Sonnenwenden (Napfordulók)
Ágnes Nemes Nagy

Echnaton im Himmel

Dort, alles genauso. Die Mine.
Ein bis zur Talsohle gespaltener Berghang. Geräte.
Bei Berührung der Kalksteinwand:
unsicher, das Morgenrot.
Als ob es dämmerte aus dem Innern,
an der dünnen Flanke der Felsen,
und so durchsichtig sind der Stein und das Eisen
wie nach einem Fiasko für immer.

Dort, dieser Wald.
In Stücken zieht der Nebel dahin.
Fünffingrig, wie verlassene Hände,
oder solche, die in die Höhe – vertikal – greifen,
eine Bewegung, nahezu schleppend,
und ohne ihre Bedeutung erreicht zu haben,
fließen sie bleich zu Boden,
und ziehen dahin –
wie sie wachsen und fallen,
diese bewölkten, die langen Stämme,
ein anderer Wald bewegt sich zwischen den Bäumen,
wälzend ein anderes Laub.

Dort, ein Tunnel zwischen den Bäumen.
Dunkle Gräser. Und Kies:
ein Schmalspur-Gleispaar bei Tagesanbruch.
Die Sonne ist dort, die dampfend hervorkommt,
den Nebel von der Seite her spaltend,
Es naht und naht der schweigende Rasen,
das Metall, es funkelt unter den Gräsern empor,
es funkelt der Morgen,
bis eine Sträucherwand jählings emporschnellt
denn unter dem Graswuchs endet das Gleis.
Wenige Bahnschwellen nur, dann,
wie einige ruckartige Schritte nach vorn –
auf der Lichtung hält inne die Sonne.

Dort, am Morgen. Dort, die Pflanzen sind groß.
Dort, reglos das große Feld von Kamillen,
einige Eisenstücke dazwischen,
drüber wabenartige Dichte,
mit weißen, speichigen Pflanzentagen,
keine Milchstraßen-Wellen und keinerlei Wind.
Stets. Immerdar. Mittag.

 

(Aus dem Ungarischen von Julia Schiff, literarisch überarbeitet von Peter Gehrisch)